Rosen aus Plastik

Okky Offerhaus, einstige Weggefährtin des Magnum-Fotografen Elliott Erwitt, hat die aufregendsten vier Jahre ihres Lebens in Buchform herausgebracht.

Das neue Buch von Okky Offerhaus
Die Leica sei die Verlängerung seines Auges, sagte Henri Cartier Bresson, Gründer der amerikanisch-französischen Fotoagentur Magnum einmal. Zur Welt der Magnum-Fotografen gehörte auch der bereits verstorbene Rene Burri, dessen Che-Guevara-Portraits um die Welt gingen. Oder der heute 87-jährige Elliott Erwitt, der mit seinen skurrilen Schnappschüssen als Ikone der Schwarz-Weiß- Fotografie gilt. Die in Holland geborene und in Brasilien aufgewachsene Okky Offerhaus lernte die beiden als junge Männer kennen und schloss sich ihnen an. In ihrem Buch „... but a plastic rose is forever“ , erschienen im Verlag Bibliothek der Provinz, blickt sie zurück auf die frühen1960er Jahre, in der sie als Assistentin und Lebensgefährtin von Elliott Erwitt um die Welt reiste. Ihre Tagebuchaufzeichnungen offenbaren einen erfrischenden Blick in ein spannendes Leben und ein turbulentes Stück Zeitgeschichte. 16. April 1963. Lunch mit Elliott. Später kam Wayne Miller auf einen Drink zu uns in die Wohnung, wieder so ein typischer Magnum-Photograf. Diese Männer standen auf besondere Weise zu ihrem Beruf, es umgab sie eine gewisse Aura der Unabhängigkeit, denn sie sahen ihre Aufgabe nicht darin, die Erwartungen des Auftraggebers genau zu „produzieren“. Elliott machte manchmal absichtlich einige weniger gute Extrabilder, damit der Artdirector des Auftraggebers sich wichtig bei der Entscheidung fühlen konnte, welche er ablehnte und welche er behielt. Okky Offerhaus ist keine typische junge Frau ihrer Generation. Im Brasilien der 1950er Jahre bringt sie es mit ihrem umwerfenden Aussehen zu Berühmtheit als eines der ersten Mannequins im Land. Als 1960 die Hauptstadt Brasilia eröffnet wird, sind viele internationale Fernsehteams und Fotografen im Land. Offerhaus spricht sechs Sprachen und ist überall mit dabei. Hier trifft sie auf den jungen Fotografen Rene Burri, später auch auf Eliott Erwitt. Mit Erwitt beginnt Offerhaus eine Arbeits- und Liebesbeziehung im New York der 1960er Jahre. Unter dem Spitznamen „Instant-O“ ist sie rund um die Uhr für die Fotografie einsatzbereit. Sie kümmert sich um Requisiten, wählt Models aus und transportiert Filmrollen. Manchmal ist sie auch einfach Kameraträgerin, wie etwa an jenem Tag im Jahr 1962, als Elliott den Auftrag hatte, John F. Kennedy für das Titelblatt von Newsweek zu fotografieren. Ich setzte mich hinter all die männlichen „Kollegen“ auf eine lederne Bank und wartete auf das nächste Geschehen, als Kennedys Pressereferent in den Raum hineinrief: „Where is the girl with the two cameras?“ Alle drehten sich nach mir um und ich lief geradewegs an ihnen vorbei, direkt in Kennedys Office, wo Elliott schon an der Arbeit war. Da saß er, John F. Kennedy höchstpersönlich. Er stand auf, kam auf mich zu und begrüßte mich. Mit reichlich Bildmaterial und Briefen dokumentiert Offerhaus ihre ambivalente Beziehung zu Elliott Erwitt. Es ist zugleich ein authentischer Einblick in ihre persönliche Gedankenwelt. Immer wieder gebremst fühlt sie sich in ihrem energiegeladenen Tatendrang beispielsweise durch die Erwartungen, die man in sie als Frau hat. Das führt schließlich auch zur Trennung von Elliott Erwitt. Neben Briefen und Tagebucheinträgen hält Okky Offerhaus in ihrem Buch aber vor allem die schönen Seiten aus dieser Zeit fotografisch fest. Viele ihrer Aufnahmen zeigen Elliott Erwitt ganz privat, etwa beim Eislaufen mit seinen vier Kindern im Central Park oder in freundlich- entspannter Poste auf Schnappschüssen. Nach ihrer Trennung von Erwitt und der Magnum–Welt blieb Okky Offerhaus lange Zeit weiterhin eine Reisende, bis sie 1994 im kleinen Örtchen Küb am Semmering seßhaft wurde. Hier, im Heimatort ihrer Mutter, verbrachte Offerhaus schon als Kind ihre Sommer. Ihre Freundschaft mit Elliott Erwitt hält schon ein Leben lang. –hr STARTSEITE >

Infobox

Okky Offerhaus: „… but a plastic rose is forever“. Verlag Bibliothek der Provinz 2016.