Die Suche nach den Seeadlern

Der Nationalpark Donauauen bietet zum 20-jährigen Jubiläum einige Spezialführungen an. Wir haben eine davon getestet.

Seeadler
Sonntagsmorgens stehen zwei Frauen und ein Teenager früh auf, um vom Hauptbahnhof die Schnellbahn nach Hainburg zu nehmen. Dort, auf dem „großen Parkplatz in Bahnhofsnähe“, sei der Treffpunkt für unsere dreistündige Exkursion zu den Seeadlern, wurde uns mitgeteilt. Und hier macht sich auch schon das erste kleine Problem bemerkbar: Hainburg hat zwei Bahnhöfe und selbstverständlich auch mehrere Parkplatzanlagen. Ortsunkundig irren wir daher zu Fuß durch die frühmorgendliche Gegend, bis wir schließlich, mit rund 30 Minuten Verspätung, auf die wartende Gruppe treffen. Keine Vorwürfe, stattdessen geht es jetzt sofort los. Nur die theoretische Einführung zum Thema Seeadler haben wir verpasst, daher hier einige Daten und Fakten für alle, die sich ebenfalls verspäten: Der Seeadler hat eine Flügelspannweite von bis zu  2,5 Metern und ist damit die größte europäische Adlerart. In Österreich finden sich im Winterhalbjahr Seeadler in den March-Donau-Auen, im Seewinkel und im nördlichen Waldviertel zur Überwinterung ein. Als Brutvogel wurde der Seeadler hierzulande vor einigen Jahrzehnten eigentlich ausgerottet. Mehrere Naturschutz-Organisationen bemühten sich intensiv um die Wiedereinbürgerung und so gibt es seit 2005 in den Donau-Auen östlich von Wien wieder erfolgreiche Bruten. Die Seeadler haben sich also wieder ganzjährig angesiedelt. Immer wieder kommt es aber auch zu Vergiftungen oder illegal geschossenen Adlern. Weil die Tiere zu den Aasfressen gehören, sind sie besonders gefährdete Opfer von Giftködern. Seeadler sind Ansitz- und Suchflugjäger. Sie erbeuten Fische der oberen Wasserschichten, etwa Hechte, und Wasservögel. Bei Gelegenheit wird auch Kormoranen die Beute abgejagt. Seeadler bauen mächtige Horste, welche über mehrere Jahre hinweg zur Brut genutzt werden. Erfolgreiche Bruten in Österreich in den letzten Jahren geben berechtigten Anlass zur Hoffnung, dass sich wieder eine stabile Population ganzjährig etabliert. Die Wanderwege zwischen Hainburg und Wolfsthal, dem letzten Ort vor der slowakischen Grenze, sind übrigens auch ohne den Fokus auf Seeadler sehr empfehlenswert. Entlang der Donau geht es bergauf und bergab, bis wir direkt gegenüber der Stopfenreuter Au bei einem Aussichtspunkt stehenbleiben. Auf der anderen Uferseite, in jenem Stück Au, in dem 1984 die Hainburger Aubesetzung stattfand, soll sich ein Adlerhorst befinden. Natürlich gibt es keine Seeadler-Garantie, aber wenn es nicht regnet, sei die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass man sie irgendwann zu Gesicht bekommt, erklärt der Exkursionsleiter, ein kommunikativer Ornithologe, der auch jedes Pflänzchen am Wegesrand mit viel Enthusiasmus hervorhebt. Nach rund 20 Minuten, in denen die Besucher auf einer Anhöhe ihre Kekse verzehren und den Ausführungen des Exkursionsleiters zuhören, erheben sich dann wirklich zwei Seeadler aus dem Auwald in die Höhen. Sie fliegen über die Donau und drehen ihre Runden über Hainburg. Ein imposanter Anblick, der einem klarmacht, was „zwei Meter Flügelspannweite“ in Realität bedeuten. Unbedingt empfehlenswert ist es, einen Feldstecher oder ein Fernglas mitzunehmen. Nach weiteren 10 Minuten Adlerbesichtigung ist die Führung dann zu Ende. Drei Stunden hat sie nicht gedauert, eher die Hälfte der Zeit. Doch Hainburg und Umgebung bieten sich idealerweise auch für eine weitere Eigengestaltung des Tages an. Nur die Schnellbahn, das muss man beachten, fährt sonntags nur alle zwei Stunden zurück nach Wien. –hr STARTSEITE >