Strandarbeit

Viel wurde unternommen, um aus dem Areal des ehemaligen Arbeiterstrandbads den heutigen Arbeiterinnenstrand zu machen. Das Konzept ging auf.

Strandbad Gerade einmal ein Jahr ist sie alt und wurde laut einer Umfrage des „Netzwerks Nebenan“ bereits zum beliebtesten Gratis-Badeplatz Wiens gewählt: die Liegewiese im ehemaligen Arbeiterstrandbad an der Alten Donau. Zu diesem Anlass ein kleiner Rückblick in die Geschichte eines Stückchens proletarischen Freizeitvergnügens. Im Jahr 1909 gründete sich der Arbeiterschwimmverein Wien (ASV) zum Zweck der Errichtung eines eigenen Arbeiterstrandbads am Ufer der Alten Donau. Finanziert wurde dieses Vorhaben mit Beträgen von Arbeitern, vor allem von Buchdruckern, und einem Sponsor-der Nußdorfer Brauerei. Es war die große Zeit der Strandbäder. Die Stadt Wien eröffnete 1907 das Gänsehäufel, weitere Bäder folgten. Ein Nachbar des 1912 errichteten Arbeiterstrandbads war ab den 1920er Jahren das Eisenbahnerbad, das allerdings nur für Mitglieder zugänglich ist, und auf der anderen Seite das 1918 eröffnete und ebenfalls noch heute bestehende Städtische Strandbad. Kurz nach der Eröffnung des Arbeiterstrandbads bekam die bislang namenlose Straße endlich einen Namen: fortan heißt sie Arbeiterstrandbadstrasse. Ab 1934 ging das Bad in die Verwaltung der Sportvereinigung des Gewerkschaftsbundes über, nach dem Krieg an die Stadt Wien. Als öffentliches Bad überlebte es nur bis in die 1980er Jahre, danach betrieb der ASV als privater Pächter das Bad als nicht öffentliche Einrichtung weiter. Jene, die dort baden durften, schätzten die Ruhe dieses Örtchens inmitten der überfüllten Strandbäder. Eine Bürgerinitiative wehrte sich daher auch vehement gegen die Umbaupläne der Stadt Wien, die kurz vor dem Ablauf den 99 Jahre dauernden Pachtvertrages bekanntgab, das Grundstück als öffentliche Liegewiese weiterzubetreiben. Anfang Mai letzten Jahres war es dann soweit: Der neue „Arbeiterinnenstrand“ wurde eröffnet. Die 23.000 Quadratmeter große Liegewiese ist der größte „Grünraumrückgabe der Stadt Wien an die Öffentlichkeit“, heißt es seitens der Stadt Wien. Und diese Rückgabe ist gelungen. Vor allem unter dem Vorzeichen der sogenannten Renaturalisierung. An die 200 Kabinen und sechs kleine Kabanen wurden abgerissen. Der Baumbestand und die Uferzonen wurden dagegen erhalten, viele neue heimische Sorten wie Weide, Linde und Pappeln angepflanzt. Wer konsumieren will oder Umkleidekabinen benötigt, ist hier allerdings falsch – lediglich eine WC Anlage steht zur Verfügung. Die Umgestaltung dieses schönen Uferstücks ist von der EU gefördert worden – Teilziel des EU Projektes LIFE+Alte Donau ist unter anderem die Erweiterung und Verbesserung von Zugangsmöglichkeiten zur Alten Donau für die Bevölkerung. –hr STARTSEITE >